Oft nutzt Went für seine malerischen und zeichnerischen Bilder gebrauchte internationale Zeitungen als Medium seiner Einfälle. Auffällige Wort- oder Satzfragmente können den Ausgangspunkt für eine Zeichnung liefern. Die einzelnen Bögen fungieren als Leinwand. Darüber zeichnet er mit Ölkreide abstrakte Gebilde, auf denen aber immer noch Figuren oder einzelne Sujets zu erkennen sind. Ausschnitte der realen Zeitung scheinen teilweise durch. Er sucht nach neuen Formulierungen, indem er die Grenzen zwischen realen Personen oder Gegenständen und deren Abbildern auflöst.
Die Gazette dient als Forum, auf dem Meinungen aufeinander treffen, Positionen bezogen werden und aktuelle Geschehnisse dokumentiert sind. Ein ausserordentlich interessanter Werkstoff für den Künstler, denn unterschiedliche Sprachen, Schrifttypen, Textspalten, Grafiken, Comics, Fotos, Kreuzworträtsel, Anzeigen und Kinoprogramme, können die Phantasie und Kreativität auf eine besondere Art anregen und liefern Stoff zum Nachdenken oder Weiterverarbeiten. Gleichzeitig ist die Tageszeitung schliesslich aber auch das Altpapier von Morgen, denn wer will schon die Zeitung von gestern lesen?
Das flüchtige Alltagsprodukt, die rasch verderbliche Ware, versucht Floriaan Went aufzuheben - wenn nicht in die Ewigkeit, so doch in die Erhabenheit der Malerei zu verwandeln. So erscheint Went weniger als Abkömmling der Pop-Art, die ja die Warenwelt zum Fetisch der Moderne erhob und ironisch die endlose Vervielfältigung feierte. Sondern er nimmt sich in seiner virtuosen Mischung aus Zeitung und Zeichnung tausendfach kopierte Oberflächen, um sie brüchig zu machen und neu erfahrbar. Im Wortsinne vielschichtig. Der Effekt der Bilder resultiert aus der Spannung zwischen der raschen Wiedererkennung und einem saloppen, stellenweise selbstironischen Kommentar, der keine Scheu vor dem Trivialen kennt.
Floriaan Went benutzt neben zweidimensionalen Bildträgern auch Aluminium- und Kupferplatten als Bildträger. Die einzelnen Platten werden erhitzt und das Motiv sozusagen eingedrückt. Die Darstellungen weisen eine sakrale Formsprache auf und erscheinen wie kleine Andachtsbilder. Typisch für Andachtsbilder sind Darstellungen, Geschehnisse und Inhalte aus der christlichen Ikonographie. Wents Motive sind teilweise alles andere als fromm und verbinden die andächtigen Heiligendarstellungen mit Fetisch, Sexualität und Nationalität. Sie bewirken eine Ästhetik von überfrachteten Heiligenbildern, die als ein grenzenloses Bekenntnis zu Kitsch aufgefasst werden könnten, schliesslich aber vielmehr das künstlerische Streben um das Wahre oder das Schöne zu zeigen, hinterfragen.
Text: Patricia Bianchi, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin